Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am Leben
Die Situationisten und die Veränderung der Haltungen
Von Raoul Vaneigem
Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Andrea Stephani
Hamburg: Edition Nautilus, (Aug.) 2011. Deutsche Erstausgabe. Broschur, 192 Seiten. ISBN 978-3894017460 .
Beschreibung:
Raoul Vaneigem hat ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Zerstörung der Individualität verfasst. Er tritt vehement für die Kostenlosigkeit und das individuelle Erleben ein, kritisiert die tyrannische Macht der Lohnarbeit und die Gier der Raubökonomie.
Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am Leben ist auch eine Art Autobiografie. Vaneigem schildert seine Kindheit in Belgien, im proletarischen Milieu seiner Eltern, und die fünfziger und sechziger Jahre, die in die großen Umwälzungen der gesamten Lebensweisen mündeten.
Neue Schriften wie "Der kommende Aufstand" des Unsichtbaren Komitees sind von Vaneigems Schriften deutlich beeinflusst, in der Radikalität der Kritik wie in den literarischen und geschichtlichen Bezügen. Es ist ein präziser wie auch schillernder Stil, voller Anspielungen und Entwendungen.
Pressestimmen
»›Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am Leben‹ ist nicht bloß ein Zeitzeugenbericht, sondern Gedanken, die für eine Wiederaufnahme des Zusammenhangs zwischen Utopie und Handeln grundlegend sind.«
Yan Ciret, nonfiction.fr
»Ein geistiger Donnerschlag: Vaneigem, der geistige Vater des Linksradikalis-mus, setzt sich für das wuchernde Leben gegen die Systeme ein.«
Le Figaro
Leseprobe
»Fangt an, auf das zu hören, was aus einer anderen Welt kommt, aus eurer!«
Schneller, schneller! Der Markt täuscht sich nicht. Zur Stunde, da die Ökonomie zerfällt und die Erde verwüstet, da die Geldblase zu platzen droht, verkauft er hastig seine letzten konsumierbaren Freuden und gibt Rabatt auf die tiefgekühlten Glückseligkeiten, deren Verfallsdatum überschritten ist. Keine Epoche hat Verzweiflung und Ressentiment derart verharmlost. Keine hat den Lebensgewohnheiten so viel Bitterkeit und den Herzen so viel Gift eingeflößt.
In unseren existenziellen Ungewissheiten beschreiben Todestrieb und Lebensinstinkt eine Demarkationslinie, ähnlich dem Niemandsland zwischen verfeindeten Ländern. Es ist eine Zone unbestimmter Offenheit. Dort entscheidet sich in erster und letzter Instanz der Konflikt, in dem jeder das, was ihn tötet, von dem unterscheidet, was ihn stärkt. Du willst für das Menschliche und seine Freiheiten eintreten? Dann finde zunächst deinen Schwerpunkt, denn auf dem Drahtseil, das über unsere Abgründe gespannt ist, ist die dünne Balancierstange des Lebenswillens unsere einzige Sicherheit.
Diesen Artikel haben wir am 13.10.2011 in unseren Katalog aufgenommen.