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Das Individuum als Fossil

Das Individuum als Fossil
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ISBN: 9783897961869
GTIN/EAN: 9783897961869
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Das "Individuum als Fossil"
Carl Einsteins Romanfragment "BEB II" ; das Verhältnis von Autobiographie, Kunst und Politik in einem Avantgardeprojekt zwischen Weimarer Republik und Exil

Von Marianne Kröger

Remscheid: Gardez!-Verlag, 2007. Broschiert: 428 Seiten. ISBN 978-3-89796-186-9

Beschreibung:

Die Studie von Marianne Kröger ist die gekürzte und überarbeitete Fassung ihrer 2003 erschienenen Dissertation am Fachbereich Neuere Philologien der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Das Werk macht es sich zur Aufgabe, weitere Bestandteile von Leben und Werk des deutsch-jüdischen Schriftstellers, Lyrikers, Kunstkritikers und -historikers, Herausgebers und politisch engagierten Intellektuellen Carl Einstein (1885-1940) zu erhellen.

Carl Einsteins Romanfragment "BEB II", ursprünglich als Fortsetzung seines Erstromans "Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders", aber auch als Weiterführung seines literarisch-experimentellen Schreibprojekts konzipiert, ist bisher unveröffentlicht und befindet sich im Carl-Einstein-Archiv der Akademie der Künste in Berlin. Es spiegelt das Selbstverständnis seines Autors über einen Zeitraum von nahezu zwanzig Jahren wider und lässt sowohl Brüche als auch Kontinuitäten, thematische Verschiebungen und autobiographische Anspielungen als auch reflektierte zeitgenössische Diskurse erkennen. Da das Konvolut noch kein abgeschlossenes literarisches Œuvre darstellt, sondern über Konzeptionsnotizen, Gliederungsentwürfe, Stichwörter und wenige ausgearbeitete literarische Passagen nicht hinausgelangt ist, unternimmt die vorliegende Studie den Versuch, die thematischen Schwerpunkte vor dem Hintergrund des zeitgeschichtlichen Kontextes herauszuarbeiten. Dabei wird aufgezeigt, dass insbesondere drei Motivkreise für Einsteins "BEB II" eine zentrale Rolle spielen sollten: die autobiographische Dimension, der kritische politisch-historische Epochenrückblick angesichts der NS-Machtübernahme sowie die Frage nach dem Ursprung und Sinn künstlerischer Aktivitäten.

Carl Einstein wirft in seinem Werk Fragestellungen auf, für die er keine Lösungen anbietet, etwa zum Verhältnis Individuum und gesellschaftliche Macht. Einstein war anderen engagierten Autoren wie beispielsweise Brecht damals bereits voraus, indem er schon früh sowohl an den idealistischen Vorstellungen von einer heroisch kämpfenden Arbeiterbewegung als auch an der Vorbildfunktion von aufoktroyierten Parteibeschlüssen zweifelte. Stattdessen entdeckte er die Anziehungskraft des Nationalsozialismus auf ausgerechnet diejenigen, die eigentlich der Theorie zufolge das revolutionäre Subjekt hätten verkörpern sollen.

Es bleibt der Widerspruch, der in BEB II dargestellt wird und den auch Einstein nicht auflösen konnte: Wenn einerseits das Individuum durch Gewalt, Krieg, Verdinglichung und ökonomische Notlagen so geschwächt ist und keinen romantischen autonomen Helden mehr abgibt, wer sollte dann der Garant für die moralisch-ethisch fundierte revolutionäre Utopie sein, für Zivilcourage, Engagement und Bewusstseinsarbeit? Und wie wäre ein Umkehrprozess vorstellbar und einzuleiten, der zu einer Gesellschaft führen könnte, in der die persönliche Freiheit der Subjekte nicht im Gegensatz stünde zu solidarischeren Lebensentwürfen, denen soziale Verantwortung, Friedfertigkeit und Toleranz inhärent wären?

Aus: DadAWeb-Buchempfehlung

Danksagung

Vorwort von Sybille Penkert

Einleitung
I. Carl Einstein 1922-1940 - Ein Leben zwischen Kunst und Politik
1. Von 1922-1928: Die ,Weimarer' Jahre in Berlin
2. Die Jahre 1928-1936: Übersiedlung nach Frankreich und der Schock des Exils
3. Die Jahre 1936-1939: Als Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg
4. Die Jahre 1939-1940: Als feindlicher Ausländer' in Frankreich in der Falle
5. Fazit

II. Zur Rezeption des BEB //-Projekts

III. Das Romanfragment BEB II
1. Materialbefund
2. Wahl der Gattung
3. Strukturelle (Re-)Konstruktion
3.1. Titulierung
3.2. Romansegmente
3.3. Kapitelkonzeption
3.4. Erzählgerüst nach intentionalen Notizen
3.5. Figuren
3.5.1. Figuren mit Eigennamen
3.5.1.1. Figuren hohen Komplexitätsgrades mit Eigennamen
3.5.1.2. Figuren mittlerer Komplexität mit Eigennamen
3.5.1.3. Figuren geringerer Komplexität mit Eigennamen
3.5.2. Namenlose Figuren
3.5.2.1. Namenlose Figuren höheren Komplexitätsgrades
3.5.2.2. Namenlose Prototypen
3.6. Räumliche Konfiguration
3.7. Zeitliche Konfiguration
3.8. Erzählverfahren
4. Thematische Rekonstruktionen von BEB II
4.1. Der erkennbare Stoff- Versuch einer Inhaltsangabe
4.2. Gegen die Fiktion des unbedingten Individuums - Die autobiographische Dimension in BEB II
4.2.1. Die verifizierbaren biographischen Übereinstimmungen
4.2.2. Einsteins Kritik am autobiographischen Schreiben
4.2.2.1. Der bürgerlich-liberale Individualitätsbegriff als Ideologie
4.2.2.2. Die Entpersönlichung in der Kunst
4.2.3. Das Autobiographische als Folie
4.2.3.1. Verfremdung durch Kontrastierung
4.2.3.2. Verfremdung als mentalitätsgeschichtliche Darstellung
4.2.3.3. Verfremdung als Verarbeitungstechnik
4.3. Epochendiagnose - Die historisch-politische Dimension in BEB II
4.3.1. Die Vorkriegsära des Wilhelminismus
4.3.1.1. Kindheit und Revolte
4.3.1.2. Der Karlsruher Hau-Prozess
4.3.2. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
4.3.3. Die Weimarer Republik
4.3.3.1. Die Novemberrevolution
4.3.3.2. Ökonomie, Politik und Justiz
4.3.3.3. Kommunismus - Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis
4.3.3.4. Freikorps und NSDAP - Die Gegner von rechts
4.3.3.5 .Emigration und Exil - „dieses nirgendwosein"

IV. Der frühe Bebuquin-Roman und BEB II im Vergleich

V. Schlussbetrachtung

Anhang

  • Abkürzungsverzeichnis
  • Literaturverzeichnis
  • Personen- und Namensregister

Diesen Artikel haben wir am 12.05.2010 in unseren Katalog aufgenommen.