Lebenserfahrung und Geistesarbeit
Simone Weil und der Anarchismus
Hrsg. von Charles Jacquier. Mit Texten von Domenico Canciani, Robert Chenavier, Charles Jacquier, Géraldi Leroy, Adriano Marchetti, Louis Mercier-Vega, Anne Roche, Patrice Rolland, Boris Souvarine, Simone Weil. Aus dem Französischen von Lou Marin, Beate Seeger und Silke Makowski.
Nettersheim: Verlag Graswurzelrevolution, 2006. Paperback, 380 Seiten. ISBN: 978-3939045045
Beschreibung:
Simone Weil (1909-1943) wurde in Frankreich von dissidenten Vertretern der sozialistischen Bewegung mit Rosa Luxemburg verglichen. Im Gegensatz zur Mehrzahl der französischen Intellektuellen machte sie sich keine Illusionen über den Charakter der UdSSR, den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland oder die Parteien der französischen Volksfront. Simone Weil gehörte einer minoritären politischen Kultur an, die das stalinistische Verständnis des Sozialismus sowie die Identifikation der Arbeiterbewegung mit der »Arbeiterpartei« nicht teilte.
Nach 1934 gehörte sie zu den wenigen klarsichtigen AktivistInnen, die sich ohne falsche Hoffnungen mit den Niederlagen der weltweiten Arbeiterbewegung befassten und anfingen, deren Ursachen methodisch zu untersuchen. Die Erfahrung ihrer Teilnahme an Revolution und Bürgerkrieg in Spanien 1936 führte sie zu neuerlicher Kritik an revolutionärer Gewaltanwendung, die im französischen anarchistischen Milieu noch lange nach ihrem Tod und bis heute diskutiert wird.
Mit einer Mischung aus wissenschaftlichen und zeitgenössisch-politischen Texten erinnert dieses Buch an die anarchistische Lebens- und Schaffensphase Simone Weils, jener praxisnahen Philosophin, die lange Zeit nur als Christin rezipiert und gewürdigt wurde. Sie stellte sich den schlimmsten Tragödien des 20. Jahrhunderts (Faschismus, Nationalsozialismus, Stalinismus, Bürgerkrieg in Spanien) als gewaltkritische Anarchistin in einzigartiger Weise und entwickelte aus ihren Lebenserfahrungen einen heute noch aktuellen, utopischen Entwurf dessen, was Freiheit im politisch-gesellschaftlichen Bereich sowie in der Arbeitswelt bedeutet.
Lou Marin: Einleitung
Charles Jacquier: Vorwort
Teil 1: Lebenserfahrung
- Charles Jacquier: Simone Weils Briefe an Boris Souvarine. Präsentation
- Simone Weil (1936-1942): Briefe von Simone Weil an Boris Souvarine
- Boris Souvarine (1945): Anmerkung zu Simone Weil
- Patrice Rolland: Simone Weil und der revolutionäre Syndikalismus
- Simone Weil (1936): Unwillkommene Betrachtungen
- Simone Weil (1938): Brief an Georges Bernanos
- Domenico Canciani: Diskussionen und Konflikte um eine kurze Erfahrung. Oder: Die spanischen Bürgerkriege der Simone Weil
- Louis Mercier-Vega (1975): Simone Weil über die Aragon-Front
- Charles Jacquier: Berichte der GenossInnen
- Louis Mercier (1955): Für eine bessere Kenntnis von Simone Weil
Teil 2: Geistesarbeit
- Anne Roche: Simone Weil und die Anthropologie der dreißiger Jahre: ein "gescheitertes Aufeinandertreffen"?
- Géraldi Leroy: Simone Weil und das Phänomen des Stalinismus
- Patrice Rolland: Die Frage des Engagements bei Simone Weil
- Adriano Marchetti: Betrachtungen über die Polis
- Robert Chenavier: Simone Weil wieder lesen
ANHANG
- Über die wissenschaftlichen AutorInnen
- Verzeichnis der Siglen
- Anmerkungen
- Organisationsregister
- Personenregister
Diesen Artikel haben wir am 11.09.2010 in unseren Katalog aufgenommen.