Der Humbug der Wahlen
Von Erich Mühsam. Mit einem Vorwort und Anmerkungen von Jochen Knoblauch.
Berlin: Verlag Klaus Guhl, 1998, Broschur, 56 Seiten. ISBN: 978-3882201574.
Der "Humbug der Wahlen" erschien im Januar 1912 in der Mühsam'schen Zeitschrift KAIN. Mühsams Text ist ein historisches Dokument, aber seine grundsätzliche Aussage ist aktuell geblieben:
"Ob und wen alle diejenigen wählen, die im Prinzip mit der geltenden Staatsordnung einverstanden sind, scheint mir sehr wenig belangvoll. Jedes Parlament, ob seine Mehrheit links oder rechts vom Präsidenten sitzt, ist seiner Natur nach konservativ. Denn es muß den bestehenden Staat wollen – oder abtreten. Es kann nichts beschließen, was den Bestand der heutigen Gesellschaft gefährdet, also auch nichts, was denen, die unter der geltenden Ordnung leiden, nützt. Die Entscheidung für diesen oder für jenen Kandidaten ist nicht die Frage des Stichwahltages. Die Frage heißt: Soll ich überhaupt wählen oder tue ich besser, zu Hause zu bleiben? Überlege jeder, daß er mit jedem Schritte, den er zum Wahllokal lenkt, sich öffentlich zur Erhaltung des kapitalistischen Staatssystems bekennt. Frage er sich vorher, ob er das tun will. Wer aber denen glaubt, die vorgeben, durch Ansammlung von möglichst vielen Stimmen, mögen sie gehören, wem sie wollen, die Fähigkeit zu erlangen, in parlamentarischer Diskussion sozialistische Ansprüche zu ertrotzen, dem sei erklärt: solche Behauptung ist blanker Schwindel. "
Diesen Artikel haben wir am 24.04.2014 in unseren Katalog aufgenommen.