GESCHICHTE DER ANARCHIE (Werkausgabe), BAND III
Anarchisten und Sozial-Revolutionäre
Die historische Entwicklung in den Jahren 1880-1886
Von Max Nettlau. Herausgegeben und mit einer editorialen Notiz von Jochen Schmück.
Potsdam: Libertad Verlag, 2022 (= Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte; 12). Hardcover (Fadenheftung), 496 Seiten. ISBN 978-3922226314. Überarb., korrigierter u. erweiterter Neudruck nach der Originalausgabe: Berlin: Verlag „Der Syndikalist“. Fritz Kater, 1931. Mit einer Editorischen Notiz zur multimedialen Werkausgabe sowie einem neu erstellten Register der Personen und Periodika. - Jetzt lieferbar!
Beschreibung:
Max Nettlau (1865-1944) gilt nach wie vor als nicht nur der produktivste, sondern auch als der bedeutendste Historiker des Anarchismus. Mit seinem auf sieben Bände angelegten Werk Geschichte der Anarchie, von dem zu seinen Lebzeiten nur die ersten drei Bände erschienen sind, hat Nettlau das Fundament für eine umfassende und international ausgerichtete Geschichtsschreibung des Anarchismus geschaffen, von dem in der Folgezeit Generationen von Anarchismusforscher*innen profitiert haben. Sein Werk ist die detaillierteste und umfangreichste historische Darstellung radikal-freiheitlicher Ideen und Bestrebungen, die sich dem Anarchismus zuordnen lassen. Dies gilt insbesondere für die Früh- und Entstehungsgeschichte sowie für die Geschichte des internationalen organisierten Anarchismus bis in die 1930er Jahre.
75 Jahre nach dem Tod ihres Autors muss die Geschichte der Anarchie immer noch als das Standardwerk zum Thema betrachtet werden. Nettlau selbst hat sein Werk eher bescheiden als einen historiografischen Rohbau verstanden, von dem er hoffte, dass es später durch Spezialstudien, aber auch durch ergänzende Hinweise seiner Leserinnen und Leser vervollständigt und vertieft werden könnte. Diese zu seinen Lebzeiten unerfüllt gebliebene Hoffnung wollen wir mit unserem Projekt zur Neuherausgabe der Geschichte der Anarchie aufgreifen, um mit Hilfe der modernen Informationstechnik eine multimedial angelegte Werkausgabe zu realisieren, die eine aktive Partizipation der Leser*innen an der Fortentwicklung des von Nettlau geschaffenen Werkes ermöglicht.
Bereits erschienen:
- Band 1: Der Vorfrühling der Anarchie. Ihre historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1864 (Potsdam: Libertad Verlag, 2019)
- Band 2: Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin. Seine historische Entwicklung in den Jahren 1859–1880 (Potsdam: Libertad Verlag, 2019)
- Band 3: Anarchisten und Sozial-Revolutionäre. Die historische Entwicklung in den Jahren 1880-1886 (Potsdam: Libertad Verlag, 2022)
Weitere Infos zu dem Editionsprojekt und einen Einblick in das Buch gibt in unser Digitaler Prospekt der Werkausgabe der "Geschichte der Anarchie".
Anarchisten und Sozial-Revolutionäre
Die historische Entwicklung in den Jahren 1880-1886
Von Max Nettlau [7]
- Zur Entstehungsgeschichte des kommunistischen Anarchismus in den Jahren 1876 bis 1880. [13]
- Peter Kropotkin vom Oktober 1880 bis zu seiner Gefangenschaft seit Dezember 1882, in Genf, London und Thonon. [28]
- Paul Brousse und die französische Internationale (1877–78). Die sozialistische Bewegung in Frankreich seit 1878 und der Rücktritt und die spätere Tätigkeit von Brousse. [47]
- Die anarchistischen Anfänge in Frankreich seit 1878; die Internationale und die ersten Gruppen. Die sozialistischen Kongresse von 1880 und 1881. Louise Michel. [68]
- Die italienische Internationale von 1877 bis 1881 und der Abfall von Andrea Costa, 1879. [91]
- Die spanische Internationale in ihrer Gesamtentwicklung seit Ende 1868 und ihr Übergang in die Landesföderation der Arbeiter Spaniens im Jahr 1881. [110]
- Anarchistische Anfänge im deutschen Sprachgebiet bis 1878; Eugen Dühring. [129]
- Johann Most und die Londoner Freiheit, 1879 bis zum Frühjahr 1881. [157]
- Die Internationale seit 1877 und die Vorgeschichte des Londoner Kongresses (Juni 1880 bis Juni 1881). [180]
- Die Delegationen und Zustimmungserklärungen zum Londoner Kongress, 1881. [201]
- Die Verhandlungen des internationalen sozialrevolutionären Kongresses in London (14. bis 19. Juli 1881) nach unveröffentlichten Dokumenten. [216]
- Die französische anarchistische Bewegung vom Sommer 1881 bis Anfang 1885. Die Prozesse von Lyon und Paris (Louise Michel, Pouget). Die romanische Schweiz von 1883 bis zur Verlegung des Genfer Révolté nach Paris (März 1885). [247]
- Die italienische anarchistische Bewegung vom Sommer 1881 bis Ende 1884; Malatesta in Ägypten, 1882; die italienische Internationale, 1883, 1884 und La Questione sociale (Florenz); F. S. Merlino und die Jahre 1885–1889. [276]
- Die spanische Landesföderation in den Jahren 1881 bis 1886; kollektivistischer und kommunistischer Anarchismus. Der kosmopolitische anarchistische Kongress von Barcelona, Juli 1885. [303]
- Die anarchistische Propaganda und die sozialrevolutionären Aktionen in Deutschland, Österreich-Ungarn und der deutschsprechenden Schweiz vom Sommer 1881 bis 1886. [328]
- Die Anfänge des modernen Sozialismus in England. Joseph Lane. Die Socialist League. William Morris. Edward Carpenter. The Anarchist. Kropotkin und die Freedom Group, 1886. [356]
- Die Sozialrevolutionäre und anarchistische Bewegung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 1880–1886. Johann Most in New York. Der 4. Mai 1886 in Chicago. Dyer D. Lum. Robert Reitzel. [391]
- Der Révolté in Paris, Kropotkins Gefängnisjahre seit 1883 und Freilassung 1886. Élisée Reclus. Die Überflusshypothese und Malatestas Kritik derselben. – Rückblicke und Ausblick auf die vollere und harmonischere Entwicklung der Anarchie seit 1886. [410]
- Max Nettlau: Anarchisten und Sozialrevolutionäre in den Jahren 1880–1886. Resümee aus Die Internationale, Berlin: ASY-Verlag, 3. Jg. (1930), Nr. 8 [ 431]
- Abkürzungsverzeichnis [441]
- Errata-Verzeichnis [446]
- Register der Personen und Periodika [463]
- Editionsplan der Werkausgabe der Geschichte der Anarchie [493]
Max Nettlau - der Heredot des Anarchismus
"Nettlau wird oft als der Herodot des Anarchismus bezeichnet, aber er war eher dessen Thukydides. Sein Lebenswerk beruht auf der umfassenden Sammlung und dem gründlichen Studium von Druck- und Manuskriptmaterial, aber auch auf persönlichen Bekanntschaften und ausführlichen Interviews mit fast allen Repräsentanten der Bewegung."
Nicolas Walter, Autor von "Betrifft: Anarchismus"
„Alles was Uniformität heißt, ist unseren Forderungen fremd!“
Max Nettlau und die Weite des Denkens
Von Markus Henning (espero - libertäre zeitschrift, Nr. 1, Juli 2020)
In sozial deprimierten Milieus steht die Freiheit nicht an erster Stelle. Drängende Not kann zum Umsturz führen, kann zerstören und dadurch Räume öffnen. Aber ein emanzipatorischer Neuaufbau braucht mehr. Er braucht Selbstbewusstsein, individuelle Tatkraft und kooperativen Geist, er braucht eine Atmosphäre von Liberalität und gutem Willen, er braucht bereits funktionierende Ansätze von Selbstverwaltung und gegenseitiger Hilfe. Fehlt eine gelebte Kultur der Anarchie, bleibt das Aufbegehren ohne konstruktive Kraft. Neue Autoritäten ernten die Früchte. Herrschaft setzt sich wieder fest.
Das ist die Empirie neuzeitlicher Revolutionsversuche. Max Nettlau (1865-1944), der Historiker freiheitlich sozialer Strömungen, nahm diese Empirie ernst. Genau deswegen hat er uns auch heute noch viel zu sagen.
Eine Werkausgabe von Nettlaus „Geschichte der Anarchie“ unternimmt jetzt der Potsdamer Libertad Verlag. Angelegt ist sie als multimediales Projekt, das kollektive Teilhabe und fortführenden Diskurs ermöglichen soll. Start war im Dezember 2019 die gedruckte Buchausgabe von „Band I: Der Vorfrühling der Anarchie. Ihre historische Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1864“.
Ein bibliophiles Kleinod und weit mehr als die bloße Neuauflage eines Textes von 1925. Das ist dem Herausgeber Jochen Schmück zu danken. Seine programmatische Einleitung (S. 19-70) verlässt die Gleise historisierender Lesart. Aus dem biographischen, ideen- und bewegungsgeschichtlichen Kontext heraus lässt er Nettlaus Positionen eigenständig hervortreten. Er betrachtet sie von allen Seiten, diskutiert sie kritisch, prüft ihre Tragfähigkeit und öffnet auch uns die Augen für ihre aktuellen Gehalte.
Max Nettlau hätte seine Freude daran: Zukunftsorientiert mit dem eigenen Erbe umgehen! Genau das hatte er der anarchistischen Bewegung immer wieder ins Stammbuch geschrieben.
Herodot und Herakles oder: Warum unsere eigene Geschichte wichtig ist
Von Jochen Knoblauch (Direkte Aktion - Kultur, 13. Mai 2002)
Max Nettlau (1865-1945) hat mit der „Geschichte der Anarchie“ einen Meilenstein gesetzt, der allerdings bis heute nicht alle Bände umfasst, die er konzipiert und geschrieben hat. Er wurde der Herodot – also der Geschichtsschreiber – des Anarchismus genannt. Mit der neuen Edition im Libertad Verlag, einer wahren Herkules-Aufgabe, sollen nicht nur erstmals alle Nettlau-Bände erscheinen, sondern auch gleichzeitig ein Internet-Projekt starten, bei dem wir unsere Geschichte selber weiterschreiben können. (. . .)
Unter dem Kürzel GdA wird Nettlaus „Geschichte der Anarchie“ zum Multimedia-Projekt. Neben der Printausgabe erscheinen die Texte zeitgleich auch ohne Beschränkungen im Internet. Zusätzlich wird jedem/r Käufer*in der Printausgabe ein Zugangscode zur Onlineversion mitgeliefert, der über die normale Nutzung hinausgeht. Mit der Registrierung eröffnen sich Premiuminhalte und -features, die das Projekt in eine Community überführen soll, die mit Hilfe eines Content Managment System (CMS) den heutigen technischen Standard erfüllt. Die Onlineversion soll natürlich auch interessierte Menschen miteinander verbinden und im besten Fall eine direkte internationale Zusammenarbeit und Vernetzung ermöglichen. Nach einer Probephase ist die Onlineversion mit dem ersten Band jetzt unter der oben genannten web-Adresse abrufbar.
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Diesen Artikel haben wir am 01.10.2022 in unseren Katalog aufgenommen.