Fahnenflucht in die Freiheit
Wie der Staat sich seine Feinde schuf – Skizzen zur Globalgeschichte der Demokratie
Von Thomas Wagner
Berlin: Matthes & Seitz Berlin, 2022, Hardcover mit Schutzumschlag, 271 Seiten. ISBN: 978-3751803762.
Beschreibung:
Immanuel Kant bestimmte die Anarchie 1798 als „Gesetz und Freiheit, ohne Gewalt“. Das ist zunächst nur eine Denkmöglichkeit, die mit der Welt, in der wir leben, wenig zu tun zu haben scheint. Aber sie wird unterstützt durch eine Abstimmung mit den Füßen, die in der Geschichte der Menschheit auffallend häufig gegen das Leben in Herrschaft ausfiel. Thomas Wagners radikale Revision der Demokratiegeschichte folgt diesen Füßen auf ihren vielfältigen Wegen. Bis weit in die Neuzeit hinein lebte ein großer Teil der Menschheit auch deshalb in Gesellschaften ohne Staat, weil er sich dem Zugriff der Herrschenden entziehen wollte. Erzählungen über das ungebundene Leben „edler Wilder“ und „Amazonen“, Freibeuter oder Beduinen regten überall auf der Welt aber auch die politische Fantasie derjenigen an, die weiter in Unfreiheit leben mussten. Die Idee der politischen Freiheit hat ihren Ursprung keineswegs allein in Europa. Fahnenflucht in die Freiheit macht diese Erkenntnis zum Ausgangspunkt der dringenden Dekolonisierung des politischen Denkens. Es ist eine Einladung, die faszinierenden Fährten aufzunehmen und weiterzuverfolgen.
1. Einleitung: Der Staat und seine Feinde [9]
- Das Erbe des Leviathan [15]
- Die Zähmung des Raubtiers [19]
- Revolutionäre Selbstbefreiung [27]
- Lenin im Gemeindesaal [31]
- Aussteiger der Frühgeschichte [34]
- Institutionen gegen den Staat [36]
- Primärer Sinn für Fairness [40]
- Das Weite suchen [42]
- Hierarchien unerwünscht [45]
- Die Herrschaft des Korns [48]
- Im Joch der Zivilisation [50]
- Barbarische Freiheit [52]
- Zuflucht in Zomia [59]
- Widerständige Knollengewächse [61]
- Die linke Seite der Feuerstelle [62]
- Zeit der starken Frauen [69]
- Das Reich Gottes [74]
- Biblische Herrschaftskritik [78]
- Rebellen in der Wildnis [87]
- Die dunkle Seite der Technik [91]
- Füße binden verboten [93]
- Sie ritten zusammen [98]
- Die Quellen des Mythos [102]
- Emanzipation zu Pferde [105]
- Staat im Wartezustand [110]
- Die Steppe als Alternative [112]
- Das Filzzelt im Hof [114]
- Kulturelle Überläufer [117]
- Der Edle Wilde im republikanischen Denken [120]
- Der deutsche Indianer - oder: Pribers Utopie [122]
- Widerstand und Revolution auf Haiti [131]
- Die Widersprüche der Aufklärung [135]
- Ausweitung der Fluchtzone [136]
- Demokratie unter Seeräubern [142]
- Kaperbriefe und internationale Politik [145]
- Auf eigene Faust [146]
- Piraten mit Sozialversicherung [150]
- Marronage auf See [152]
- Hakim Bey und die Kommune der Faschisten [154]
- Wiederherstellung der Ordnung [161]
- Unsichere Kantonisten [165]
- Der edle Räuber [166]
- Widersprüchliche Projektionen [170]
- Freie Liebe [171]
- Eine Stadt für Nichtsesshafte [173]
- Die Gemeinschaft der Ausgestoßenen [177]
- Revolutionäre Umsturzpläne [179]
- Die Bruderschaft [180]
- Die Theorie der Kriegsmaschine [185]
- Flucht aus der Lohnarbeit [190]
- Klassenkampf im „Empire“ [192]
- Der Mann mit der Pfeife erzählt [197]
- Von unten nach oben [199]
- Eine andere Welt ist möglich [201]
- Kulturelle Aneignung [207]
- Achse der Freiheit [208]
- Die gemeinsame Aufgabe [210]
- Danksagung [217]
- Anmerkungen [218]
- Literatur [254]
Thomas Wagner zu Demokratie
Obwohl es scheint, als hätte die Anarchie mit der wirklichen Welt nicht viel zu tun, zeigt sich mit Blick auf die Geschichte das Gegenteil. So gibt es in unserer Vergangenheit erstaunlich viele Beispiele, in denen Menschen ein Leben in Herrschaft ablehnten.
Um sich dieser Fremdbestimmung zu entziehen, lebte ein großer Teil der Menschheit bis weit in die Neuzeit in Gesellschaften ohne Staat. Das entfachte weltweit die politische Fantasie, vor allem derer, die weiter in Unfreiheit leben mussten.
Demokratie unter der Lupe
Die vorliegende radikale Revision der Demokratiegeschichte folgt den vielfältigen Pfaden und Erzählungen über das ungebundene Leben selbstbestimmter Gesellschaften, von Amazonen bis hin zu Beduinen. Thomas Wagner betont dabei auch, dass die Idee der politischen Freiheit ihren Ausgangspunkt keinesfalls allein in Europa hat. Sein Buch steht für die Dekolonialisierung des politischen Denkens und lädt dazu ein, seine fesselnden Pfade erneut aufzunehmen.
taz-buchmesse 2022
Obwohl es scheint, als hätte die Anarchie mit der wirklichen Welt nicht viel zu tun, zeigt sich mit Blick auf die Geschichte das Gegenteil. So gibt es in unserer Vergangenheit erstaunlich viele Beispiele, in denen Menschen ein Leben in Herrschaft ablehnten.
Um sich dieser Fremdbestimmung zu entziehen, lebte ein großer Teil der Menschheit bis weit in die Neuzeit in Gesellschaften ohne Staat. Das entfachte weltweit die politische Fantasie, vor allem derer, die weiter in Unfreiheit leben mussten.
Demokratie unter der Lupe
Die vorliegende radikale Revision der Demokratiegeschichte folgt den vielfältigen Pfaden und Erzählungen über das ungebundene Leben selbstbestimmter Gesellschaften, von Amazonen bis hin zu Beduinen. Thomas Wagner betont dabei auch, dass die Idee der politischen Freiheit ihren Ausgangspunkt keinesfalls allein in Europa hat. Sein Buch steht für die Dekolonialisierung des politischen Denkens und lädt dazu ein, seine fesselnden Pfade erneut aufzunehmen.
taz-buchmesse 2022
Diesen Artikel haben wir am 21.11.2022 in unseren Katalog aufgenommen.