Verlagsbuchhandlung des Libertad Verlages

Zwischenbilanz - der elendigen Büchersammelei . . .

Zwischenbilanz - der elendigen Büchersammelei . . .
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ISBN: 978-3-905052-84-8
GTIN/EAN: 9783905052848
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Zwischenbilanz - der elendigen Büchersammelei,
namentlich der Bibliothek Suhrkamp

Von Jochen Knoblauch

Hilterfingen: Edition Anares, 2020. Kartoniert (Englische Broschur), 138 Seiten mit Abb. und Literaturverzeichnis. ISBN: 978-3905052848.

Beschreibung:

Dies ist keine allgemeine Geschichte der Bibliothek Suhrkamp, sondern auf verschiedenen Ebenen die Geschichte meiner Bibliothek Suhrkamp. Die Geschichte des Verlages und / oder dieser einzelnen Reihe innerhalb des Verlages Suhrkamp überlasse ich den Literaturwissenschaftler*innen.

Auch gibt es hier keine inhaltlichen Bewertungen. Auf die einzelnen Bücher inhaltlich einzugehen würde den Rahmen dieser Zwischenbilanz sprengen, und wäre auch nicht meine Aufgabe als Sammler. Mir geht es um den Versuch der (möglichsten) Vollständigkeit dieser Reihe, und um alles was darum herum meine Bibliothek Suhrkamp ausmacht - was sie unterscheidet, was sie prägt, was sie einzigartig macht.

  • Einleitung [9]
  • AutorInnen [13]
  • Banderole [19]
  • Beilage [25]
  • Besitzvermerk [29]
  • Bibliotheksexemplar [35]
  • Buchrücken [37]
  • Doppelt belegte Nummern [39]
  • Durchgearbeitet [42]
  • Exlibris [45]
  • Farbe [47]
  • Fehlende Nummern (sog. „Nullnummern“) oder die Phantome der Bibliothek [52]
  • Gefährliche Titel [57]
  • Gleicher Titel, zwei Nummern [59]
  • Illustrierte Bücher [62]
  • Kriterien für die Bibliothek Suhrkamp [64]
  • Lesebändchen [67]
  • Manko [68]
  • Mehrbändige Werke [71]
  • (Neu)übersetzungen [72]
  • Porträts von Autoren [75]
  • Preisausschreiben [77]
  • Quer [80]
  • Sammeln [81]
  • Schutzumschläge [87]
  • Seitenzählung [94]
  • Signiert (vom Autor) [97]
  • Sonderbände, Kassetten u. a. Devotionalien [99]
  • Statistik [105]
  • Titel [109]
  • Verlagssignet [114]
  • Verwandtschaft [116]
  • Vorbesitzer [119]
  • Werbung [121]
  • Widmung (von Lesern und Schenkern) [125]
  • Zustand der Bücher [128]
  • Anhang: Sonstiges [132]
  • Schluss [135]
  • Literatur [136]
  • Schlussendlich [137
"Lieber Herr Knoblauch,
in Ihrer schön struppig vielfältigen Zwischenbilanz habe ich mit Vergnügen geschmökert. Vielen Dank.
Eine Veröffentlichung bei Suhrkamp ist leider nicht vorstellbar.
(Vielleicht lägen die Dinge anders, wenn die BS ein Sammelgebiet wie die IB wäre, wo es Begleithefte usw. gibt.)
Hans-Ulrich Müller-Schwefe Lektorat Bibliothek Suhrkamp"
 

Aus der Einleitung

Jede freie Prosadichtung von über 50 000 Worten
ist im Sinne dieser Vorlesungen ein Roman . . .
E.M. Forster, Ansichten des Romans (BS 30)

Die Bibliothek Suhrkamp erscheint seit 1951. Ich sammle diese Bücher etwa seit 2008. Inzwischen sind über 1.600 Bände erschienen und um mich selbst nicht zu überfordern, beschränke ich mich halbwegs auf die ersten 1.000 Bände (und diejenigen mit höheren Nummern sind Zugaben von Fundorten, wo man sie nicht liegen lassen kann).

An die 70% meines Sammelauftrages sind geschafft. Dies hat mich bewogen eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Alle Aussagen sind vorläufig, also bitte keine Protest- und Besserwisserbriefe.

Dies ist keine allgemeine Geschichte der Bibliothek Suhrkamp (auch kurz: BS), sondern auf verschiedenen Ebenen die Geschichte meiner Bibliothek Suhrkamp. Die Geschichte des Verlages und/oder dieser einzelnen Reihe innerhalb des Verlages Suhrkamp überlasse ich den LiteraturwissenschaftlerInnen.

Auch gibt es hier keine inhaltlichen Bewertungen. Auf die einzelnen Bücher inhaltlich einzugehen würde den Rahmen dieser Zwischenbilanz sprengen und wäre auch nicht meine Aufgabe als Sammler. Mir geht es um den Versuch der (möglichsten) Vollständigkeit dieser Reihe und um alles, was darum herum meine Bibliothek Suhrkamp ausmacht – was sie unterscheidet, was sie prägt, was sie einzigartig macht.

Dies mag an eine bibliophile Spinnerei erinnern, aber der Sammler ist ja der Konsument, von dem der Verlag (auch) lebt. Hier werden Bücher gekauft abseits der Werbehascherei von ausgeklügelten Titeln, ansprechenden Einbänden oder gar, weil der Name des Autors oder der Autorin gewichtig erscheint. Nicht einmal die Erstausgabe ist bei der Bibliothek Suhrkamp ein notwendiges Kriterium – die gibt es hier natürlich auch – aber wir finden hier auch Lizenz-Ausgaben anderer Verlage sowie Weiterverwertungen aus dem eigenen Hause.

Die Arbeit des Sammlers ist mühselig und einsam (von Fachgesprächen mit LeidensgenossInnen und den entsprechenden Drogendealern mal abgesehen). Es müssen Listen angefertigt werden: Zahlenkolonnen. Und es muss die Frage beantwortet werden, ob Positiv- oder Negativliste? Die erste Liste war natürlich eine mit jenen Nummern der Bücher, die ich bereits hatte (was mich nicht davon abhielt, das eine oder andere doppelt zu kaufen – ich Schussel), demnach eine Positivliste. Dies wurde an dem Punkt schwierig, als ich merkte, dass es doppelt belegte Nummern gab. Diese mussten erst mal eruiert werden. Zum Beispiel: Band 65 = „Hermann Hesse, Schön ist die Jugend“ aber auch „Hermann Hesse, Narziß und Goldmund“; also Band 65 a und Band 65 b. Demnach gibt es sieben Doppelbelegungen: 3 x im Jahr 1962, 1 x in 1963 und 3 x in 1970. Rache an den Sammlern? Sabotage der numerischen Ordnung?

„Sind das viele Bücher“, kommt es erstaunt, wie so oft, von Menschen die mein Zimmer betreten, bzw. mal kurz reinschauen, wie man im Zoo wilde Tiere betrachtet. Und in der Regel kommt dann recht schnell die Frage: „Haben Sie (oder Du – je nach Verhältnis und Bekanntheitsgrad) die alle gelesen?“

„Um Himmels willen“, antworte ich dann gelassen. Wer hat denn die Zeit rund 10.000 Bücher zu lesen? Und was ich vor zwei Jahren gelesen habe, habe ich ja jetzt schon wieder vergessen. Nein, ich bin Sammler, nach Gebieten, also nach Themen sortiert.“

„Ach so“, kommt dann meistens enttäuscht zurück. Ich denke dann immer, was würden diese Menschen denken, wenn ich sie anschwindeln und sagen würde: „Natürlich! Einige sogar mehrmals.“ Ob danach noch eine Reaktion käme? Ein ungläubiges Kopfschütteln vielleicht oder so eine altkluges, vorlautes: „Na, was steht denn z.B. in diesem dicken, roten Buch da...“ mit dem Zeigefinger in Kopfhöhe rumfuchtelnd, „oder in dem Buch hier“ oder eines willkürlich aus dem Regal herausziehend…

Nein, dann lieber bei der Wahrheit bleiben: „Man muss nicht alle Bücher gelesen haben, Hauptsache ist, Du weißt, wo Du was findest, hat mal ein kluger Kopf gesagt.“

„Das klingt vernünftig“, kommt es dann meistens, zwischen Mitleid – na bitte, der ist auch nichts besseres, als wir mit unseren drei Büchern zu Hause –, oder: „Hauptsache die Statik macht da mit“, nach dem Motto: Scheißbücher! Wer soll die denn alle abstauben? Nee, da fahre ich lieber für das Geld in den Urlaub...
Aber wer will schon mit seinem Sammlerstolz Mitleid erregen?

Ich habe das Recht meine Lebenszeit auf meine Weise zu verschwenden. Bücher sind Freunde, obwohl sie einem die ganzen Zeit den Rücken zuwenden. Aber, und das muss ich eingestehen, Bücher können auch eine Last sein. Gedanken an einen Umzug etwa werden strikt negiert, wer sich keinen Putzmann leisten und dann auch noch selber keine Lust zum Staubwischen entwickeln kann, der muss eben mit Spinngewebe und Staubmilben leben (zumindest beißen die nicht und Wiederworte geben sie auch keine).

Den Feiglingen bleibt aber immerhin der Besuch in öffentlichen Bibliotheken, den Mutlosen immer noch die Buchhaltung.

Jochen Knoblauch

Diesen Artikel haben wir am 20.08.2020 in unseren Katalog aufgenommen.