Das virtuose Unternehmen
Von Harvey Seifter und Peter Economy
München: Campus Verlag, 2001. Hardcover, 258 Seiten. ISBN: 978-3593369020. [Gebraucht, wie neu. Offensichtlich ungelesen]
Beschreibung:
Das Orpheus Chamber Orchestra in New York ist nicht nur Musikliebhabern, sondern auch Wirtschaftswissenschaftlern ein Begriff. In einem normalen Orchester gibt allein der Dirigent den Ton an. Die Kreativität der einzelnen Musiker wird nicht gebraucht, sie müssen vielmehr das ausführen, was der Mensch mit dem Taktstock sich vorstellt. Im Orpheus Chamber Orchestra hat kein Dirigent irgendetwas zu sagen – das Orchester hat ihn schlichtweg abgeschafft. Dafür ist die Meinung jeder Cellistin und jedes Hornbläsers gefragt.
Gegründet von dem Cellisten Julian Fifer und einigen anderen Hochschulabsolventen in der Zeit der Proteste gegen den Vietnamkrieg verfolgte das Orchester von Anfang an einen radikaldemokratischen Ansatz. Das führte dazu, dass für manche Stücke fast zwei dutzend Proben nötig waren – eine ökonomisch und nervlich auf Dauer nicht durchzuhaltende Arbeitsweise. Deshalb entwickelte das Orchester den “Orpheus-Prozess“, bei dem für jedes Stück Konzertmeister und Stimmführer neu festgelegt werden. Diese Gruppe erarbeitet das Konzept für Interpretation und Proben. Bei den abschließenden Proben setzen sich die Orchestermitglieder abwechselnd in den Konzertsaal, um Balance, Klangverschmelzung, Dynamik u.a. zu bewerten. Doch zum einen ist jede ihrer Entscheidungen immer wieder revidierbar, und zum anderen rotieren die Musiker in diesen Funktionen. Während der Proben wird diskutiert und ausprobiert, am Schluss aber dann klar entschieden. Schließlich soll nicht ein Kompromiss zur Aufführung kommen, sondern eine pointierte Interpretation, die in ihrer Art weltweit einzigartig ist. Die Folge: Sowohl die Arbeitszufriedenheit als auch die musikalische Qualität sind im Orpheus Chamber Orchestra sehr hoch.
Von Unternehmensberatungen wird der “Orpheus Prozess” inzwischen auch als Magagementmethode für nicht-musikalische Teambildungs- und Konfliktlösungsprozesse propagiert. Die anarchischen Organisationsprinzipien des “Orpheus Prozesses” lassen sich in jeder kooperativen Organisation nutzbringend anwenden.
- Vorwort [11]
- Einführung [17]
- Ouvertüre: Die Spielregeln wurden (schon wieder) geändert [22]
- Denen Macht geben, die die Arbeit erledigen [38]
- Ermutigung zu persönlicher Verantwortlichkeit für Produktqualität [65]
- Rollen klar definieren [93]
- Führungsbefugnisse aufteilen und rotierend zuordnen [118]
- Fördern von horizontalem Teamwork [143]
- Zuhören lernen, reden lernen [174]
- Konsens - und wie man ihn erreicht [201]
- Widmen Sie sich ganz der Zielvorgabe [226]
- Epilog: Die Zukunft gestalten [246]
- Anmerkungen [250]
- Danksagung [256]
Ein virtuoses Unternehmen
Im Lichte des Orpheus-Prozesses betrachtet gewinnt der managementphilosophische Ratschlag, ein Unternehmen wie ein Dirigent zu führen, reichlich absurde Züge [...] Das bedeutet, dass so mancher Managementratgeber umgeschrieben werden muss, und es heißt nicht zuletzt, dass das Berufsbild des Managers vielleicht über kurz oder lang ebenso verschwinden wird wie einst das des Sklavenhändlers.
06.08.2001 / Süddeutsche Zeitung
Keine Macht für Niemand
In guter Rio Reiser-Tradition halten sich die Mitglieder des Orpheus Chamber Orchestras an ihre 70er Jahre- Parolen: keine Hierarchien, Mitspracherecht und Antiautoritarismus.
www.changex.de
Ohne Chef geht es auch ganz gut
Ein Orchester, das von den Musikern selber geführt wird als Beispiel für Unternehmen, die von den Mitarbeitern geführt werden.
01.02.2002 / Bilanz
Ein Orchester als Vorbild für Selbstorganisation
Das Buch macht allen Mut, die daran glauben, dass 'Betroffene zu Beteiligten' gemacht werden sollten.
01.03.2002 / Wirtschaft & Weiterbildung
YouTube-Video (engl.): Der Komponist Fred Lerdahl über seine Zusammenarbeit mit dem Orpheus Chamber Orchester
Diesen Artikel haben wir am 23.06.2011 in unseren Katalog aufgenommen.