Ascona
Von Erich Mühsam
Berlin: Verlag Klaus Guhl, 1982, Broschur, 88 Seiten. ISBN: 978-3882200041. [Sammlerhinweis: Aus der Restauflage des Verlages, nur noch wenige Exemplare!]
Als Erich Mühsam im Frühjahr 1905 in Ascona am Lago Maggiore ankam und den Hügel oberhalb des verschlafenen Nestes erreicht hatte, fand er dort eine karge Siedlung von Vegetatiern und damaligen "Lebensreformern" vor: kleinere Hütten, ein Gemeinschaftshaus, dazwischen Wiesenstücke und Obstbäume. Der Ruf, der dem "Monte Verita" bis in die linken Szenen der Metropolen vorauseilte, hatte auch Mühsam hingelockt. Dieses Alternativprojekt, eine Oase in der italienischen Schweiz, war für viele ein faszinierender Wunschtraum.
E. Mühsam, aktiv in der Berliner Anarchisten-und Arbeiterbewegung und von preußischen Polizeispitzeln verfolgt, kam erholungsbedürftig auf dem "Monte Verita" an. Berlin, die verräucherten literarischen Nachtcafes, die in den Cabarets herumhängende "Tiergartenbourgeoisie" -alles nervte den revolutionären Poeten. Am Lago Maggiore tauchte er in eine andere Atmosphäre ein: keine düstere "Lasterhöhle" wie in der Großstadt, sondern Luft und Licht. Sein Aufenthalt bei den Vegetariern drang ihn zwar, eine satirische Abrechnung mit dem tugendboldigen "Vegetabilismus" in jenem "Solatorium" und den spiritistischen Anwandlungen der Bewohner loszulassen, brachte ihn aber auch zum Träumen von einer "kommunistischen Siedlungsgenossenschaft", von einer Zufluchtstätte "für entlassene oder entwichene Strafgefangene, für verfolgte Heimatlose, für all diejenigen, die als Opfer der bestehenden Zustände gehetzt, gemartert, steuerlos treiben, und die doch die Sehnsucht noch nicht eingebüßt haben, unter Menschen, die sie als Mitmenschen achten, menschenwürdig zu leben.
(Rückentext)
Diesen Artikel haben wir am 19.01.2012 in unseren Katalog aufgenommen.