Eugenik der Anarchie
Von Max Nettlau. Hrsg. von Heiner Becker. Einleitung von Rudolf de Jong
Wetzlar: Büchse der Pandora, 1985. 208 Seiten, Hardcover. ISBN 978-3881780667 [Verlagsfrisches Sammler-Exemplar aus der Restauflage!]
"Ich habe hier nur den Ausgangszustand einer neuen Gesellschaft im Auge, einen Modus, der den sozialistischen Bürgerkrieg vermeiden könnte und allen vom kapitalistischen und bürokratischen Druck befreiten Menschen ermöglichen würde, sich nach dem Grade ihrer sozialistischen Erkenntnis, ihres Freiheitsbedürfnisses und ihres Wunsches oder ihrer Fähigkeit eines sozialen Lebens überhaupt zu gruppieren. Denn nichts kann die immer vielartige Menschheit plötzlich vereinheitlichen, nicht die Diktatur, nicht die Spontaneität: nur längere freie Erfahrung kann größere Einheitlichkeit der Disposition anbahnen, ohne deshalb die Talenten, die Temperamente usw. gleichzumachen, und es wäre ein Unglück, wenn es einmal keine unabhängigen Vorstürmer geben würde."
In diesem Sinn also wünschte ich die zu sehr eingeschränkte Sphäre des heutigen Anarchismus erweitert zu sehen, da das Missverhältnis zwischen der menschenbefreienden Idee der Anarchie und ihrer, heute allerdings durch schwere Verhältnisse ganz besonders eingeengten, Verbreitung ein zu großes ist. Der gesunde Keim ist da, aber auch der gesündeste Keim bedarf günstiger Entwicklungsverhältnisse und diese, die Eugenetik der Anarchie also, zu schaffen, kann durch diese Skizze gewiss nicht erreicht werden, sollte aber durch sie wenigstens angeregt und zur Diskussion gestellt werden."
(Max Nettlau, Eugenik der Anarchie, 1927)
Diesen Artikel haben wir am 29.12.2009 in unseren Katalog aufgenommen.