Unendlich fordernd
Ethik der Verpflichtung, Politik des Widerstands
Von Simon Critchley
Berlin: diaphanes, 2008. Broschur, 182 Seiten. ISBN 978-3037340479.
Beschreibung:
Engagiert und schonungslos stellt sich Simon Critchley in seinem neuesten Buch unser aller trostloser Zeitgenossenschaft. Der nicht endende Krieg »gegen den Terror«, die Korrosion politischer Strukturen, die Politik und das Management der Angst in den westlichen Gesellschaften haben zu einer massiven Enttäuschung und Mutlosigkeit in Bezug auf die Demokratie geführt. Und noch vor einigen Jahren war undenkbar, was heute an der Tagesordnung ist: dass sich gesellschaftliche Debatten um die Legitimität der Folter auf ein ethisches Gebot des Handelns stützen, und zwar auf das Gebot eines allerorten auftrumpfenden, seelenlosen Pragmatismus.
Um dieser Situation zu begegnen, legt Critchley die Grundlagen für eine Theorie ethischer Erfahrung: das unverhandelbare Bekenntnis zu ethischer Verantwortung. Seine Untersuchungen des Problems der Ethik bei Kant, Levinas, Badiou und Lacan führen Critchley zu einer Konzeption von Subjektivität, die auf der uneingeschränkten Verpflichtung einer ethischen Forderung gründet. Am Schluss seines Essays tritt Critchley aus der Deckung mit einem Plädoyer für einen fundamentalen Anarchismus als ethische Praxis – und als neu zu begründendes Mittel radikaler Politik und politischer Organisation.
Der Essay liest sich als unbarmherzige Zeitdiagnose, als scharfsinnige theoretische Analyse der Pattsituationen und Möglichkeiten politischen Handelns – und nicht zuletzt als ein emotionales und streitbares Manifest. Die bislang klarste, kühnste und systematischste Zusammenfassung von Critchleys Positionen zu Philosophie, Ethik und Politik.
Einleitung: Die Möglichkeit von Verpflichtung [7]
- Kapitel: Anerkennung fordern – eine Theorie der ethischen Erfahrung [21]
- Kapitel: Dividualismus – wie man ein ethisches Subjekt konstruiert [49]
- Kapitel: Das Problem der Sublimierung [83]
- Kapitel: Anarchische Metapolitik – politische Subjektivität und politisches Handeln nach Marx [105]
Anhang: Krypto-Schmittianismus – die Logik des Politischen in Bushs Amerika [161]
Anmerkung [181]
Pressestimmen
»Critchleys Buch Unendlich fordernd markiert insofern eine Trendwende, als es ihm darum geht, von der Wiederkehr des Religiösen zur Formulierung einer praktischen zeitgenössischen Ethik zu gelangen.« (Johannes Thumfart, taz)
»Eine der Stärken von Critchleys Ansatz liegt darin, den Begriff der Anarchie von seiner Reduktion auf individuelle Freiheit abzugrenzen.« (Hans-Christian Dany, springerin)
»Critchleys Buch stört die Nabelschau empfindlich.« (Slavoj Zizek)
Diesen Artikel haben wir am 03.10.2012 in unseren Katalog aufgenommen.