espero – Libertäre Zeitschrift (Neue Folge), Nr. 2, Januar 2021. |
Aus dem Editorial:
Seit Ende Februar 2020 verbreitete sich die Coronavirus-Pandemie aus Asien kommend rasch in Europa und bald schon auf der gesamten Welt. Erst in Italien, dann bald auch in Deutschland und in anderen Staaten Europas schnellte die Zahl der Infizierten sowie die der an Covid-19 Erkrankten und Verstorbenen dramatisch in die Höhe.
Seither beschworen die Regierenden dieser Welt, denen die Kontrolle über das Geschehen zu entgleiten drohte, immer wieder die Anarchie, das Schreckgespenst des Zusammenbruchs der bestehenden staatlichen Ordnung, das seit der Französischen Revolution von den Herrschenden jeglicher Couleur immer wieder in Zeiten der politischen Krise bemüht wird.
Die Corona-Krise stellt ebenso wie die parallel dazu sich verschärfende globale Klimakrise nicht nur die herrschende Politik und die bestehenden Wirtschaftssysteme auf den Prüfstand, sondern auch wir Libertäre werden mit unseren traditionellen anarchistischen Ideen und Konzepten durch sie radikal in Frage gestellt. Und in der Tat gibt es in der internationalen libertären Bewegung zurzeit eine rege Diskussion darüber, welche Antworten der zeitgenössische Anarchismus auf die durch die Corona-Krise hervorgerufenen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen geben kann. Als libertäre Zeitschrift wollen wir uns an diesem Diskurs beteiligen. Wir bringen deshalb dieses Themenspecial unter dem Titel Die Corona-Krise und die Anarchie heraus, in dem die Autoren Antworten auf die folgenden Fragen zu geben versuchen:
- Wie erlebe ich als Anarchist*in bzw. als Libertäre/r ganz persönlich die Corona-Krise und die durch sie bewirkten gesellschaftlichen Veränderungen?
- Welche libertären Alternativen gibt es zu den staatlichen Maßnahmen, die von den Regierungen zur Bekämpfung der Corona-Krise eingeführt wurden?
- Welche Gefahren, aber auch welche Chancen sehe ich als Libertäre/r in den durch die Corona-Krise in Gang gesetzten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen?
Das Corona-Special der undogmatisch-libertären Zeitschrift espero enthält Beiträge von Noam Chomsky, Roel van Duijn, David Graeber, Markus Henning, P. M., Rolf Raasch, Jochen Schmück, Gerhard Senft, Maurice Schuhmann, Thomas Swann und Sarthak Tomar. Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass sie, ausgehend von einer Ursachenanalyse und den in der Corona-Krise gemachten positiven und negativen Erfahrungen, den Versuch unternehmen, neue libertäre Perspektiven für die Welt nach Corona zu entwickeln, von der wir hoffen, dass sie eine bessere, weil freiheitlichere und gerechtere Welt sein wird.
Wie auch die reguläre Ausgabe unserer Zeitschrift kann auch das Corona-Special als kostenlose E-Zine direkt hier heruntergeladen werden.
AUFSÄTZE, ARTIKEL UND INTERVIEWS
Jochen Schmück: Kommt nach der Pandemie die Anarchie? [13]
- Vor der Pandemie war die Anarchie [13]
- Der Schwarze Tod: Die Pandemie der Pest im 14. Jahrhundert [19]
- Die "Spanische Grippe" - die Influenza-Pandemie 1918-1920 [30]
- Die Coronavirus-Pandemie unserer Tage [42]
- Kommt die Anarchie nach der Pandemie? [50]
David Graeber: "Hoppla, was machen wir denn da?" - Ein Interview [65]
Noam Chomsky: Wie die Bosse dazu beitragen, dass sich die Coronakrise verschlimmert, während sie selbst davon profitieren - Ein Interview [109]
Roel van Duijn: Über die Pandemie und die utopische Kraft des Anarchismus [129]
- Roel van Duijn: . . . Corona - Von nun an Taiwan folgen! [129]
- Der Vordenker von Provo war seiner Zeit weit voraus - und steckt immer noch voller Ideen. Ein Interview mit Roel van Duijn [137]
Thomas Swann: Die anarchistische Kybernetik der Gegenseitigen Hilfe. Selbstorganisation in und nach der Coronavirus-Krise [149]
P. M.: Was wir in Zukunft alles dürfen [165]
Rolf Raasch: Argumentieren und Handeln in der Corona-Krise: Primat der Politik vor der Wirtschaft oder umgekehrt? [169]
Gerhard Senft: Vom globalen zum lokalen Wirtschaften [173]
- Der verlorene Glanz der Globalisierung [175]
- Die Neuausrichtung des Produktionssektors [177]
- Umdenken im Unternehmensbereich [178]
- Containerschiffe auf falschem Kurs [180]
- Der neue Trend zur Regionalisierung [180]
- Alles kann auch ganz anders gehen [181]
- Wiederbelebung lokaler Muster [184]
- Literatur [187]
Maurice Schuhmann: Gegenseitige Hilfe in Zeiten der Pandemie. Gedanken zur Kropotkin-Rezeption während der Corona-Pandemie [189]
Sarthak Tomar: Ein Brief aus Indien [195]
REZENSIONEN
- Maurice Schuhmann: Corona und die Demokratie [207]
- Markus Henning: Die existentielle Wette in Zeiten der Pandemie: Arno Widmann durchstreift die frühe Corona-Periode [211]
- Markus Henning: "Jeder, der mitläuft, unterstützt die Inszenierung . . ." - Rechtsradikale Strategien (auch) in Zeiten der Pandemie [214]
- Markus Henning: Vom sanften Sprengstoff der Geduld: Wie das Warten utopische Kräfte freisetzen kann [217]
Die Autoren dieser Ausgabe [220]
Diesen Artikel haben wir am 27.12.2020 in unseren Katalog aufgenommen.